Bauherren Rechtsschutzversicherung
Bis vor 20 Jahren war der Privatmann auch bei Streitigkeiten im Hausbau über die Rechtsschutzversicherung versichert. Allerdings zwang die Flut an Klagen und damit verbundenen Kosten, die Versicherung zu einem Rückzieher. Diese nahmen die Option für Häuslebauer gänzlich raus und es wurde auch keine Zusatzversicherung daraus gemacht. Seitdem steht der Hausbauer bei allen Rechtsfragen alleine da und muss für alles selbst aufkommen. Besonders bei gravierenden Mängeln mit hohen Streitwerten, ist das während des Hausbaus eine echte Herausforderung.
Ich möchte ich zeigen, was das kostet und welche Leistungen in den wenigen Rechtsschutzversicherungen für Bauherren inklusive sind.
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Rechtsschutzversicherung für Bauherren
Viele Handwerker, zig Unternehmen, Behörden und Aufgaben aller Art braucht es, um ein Haus fertig zu stellen. Da ist der Ärger ja fast schon vorprogrammiert und aus eigener Erfahrung sage ich euch, ihr werdet um alles dankbar sein, was einfach oder auf dem kurzen Dienstweg gut funktioniert. Viele Dinge kann man abklären, aber was ist bei Problemen, die nicht so einfach zu lösen sind und der Ärger größer wird? Besonders bei Reklamationen die teuer sind, lassen es Unternehmen gerne drauf ankommen. Das rührt auch daher, dass ein Rechtsstreit recht teuer ist und Bauherren nicht die großen Reserven für einen Rechtsstreit haben.
Noch schlimmer ist es bei Baupfusch. Besonders wenn Schimmel im Bau ist, Undichtigkeiten, Wasserschäden oder ähnliches. Bei manchen Dingen greift evtl. noch eine Haftpflicht, aber bei den Beträgen die da auf einen zukommen… ernsthaft, ich bin froh das uns solche Dinge nicht passiert sind.
Manchmal geht es nicht ohne Rechtsstreit
Aber auch wir hätten eine Rechtsschutz gut gebrauchen können. Unsere ursprüngliche Heizungsbaufirma, Firma Leipold in Kitzingen, hat uns ganz schön hängen lassen und nach 6 Monaten war das Angebot immer noch nicht da und als wir mal etwas mit Nachdruck nachgefragt haben, war man noch angepisst. Ich habe das geblogt und postwendend eine Unterlassungserklärung der dubiosen Art, zumindest aus meiner Sicht, bekommen.
Wäre da eine Rechtsschutzversicherung für Bauherren nicht sehr praktisch?
Ein Beispiel aus meiner Bauphase war die Bodenplatte, die 10cm zu kurz war. Bei uns lief das problemlos mit der Reklamation bei Massa Haus, aber das hätte auch anders kommen können. Zumindest wäre es ein teurer Spaß gewesen.
Inhalte der Versicherung
Da Probleme am Bau schnell sehr teuer werden können und sich die Gebühren nach dem Streitwert richten, geht das echt ins Geld und da rede ich noch nicht einmal von den Gerichtskosten oder Gutachten. Gut wer da eine Rechtsschutzversicherung hat.
Welche Kosten entstehen bei einem Rechtsstreit?
Die Liste ist leider lang, sehr lang…. Als Kläger zahlt man jeden Handgriff und verliert man, dann kommen die Kosten des Gegners noch hinzu. Selbst eine außergerichtliche Einigung als sinnvolle Alternative, kann teuer werden.
Fangen wir mal an:
Beratung, Gutachten und Schlichtung nach §34 RVG ist frei verhandelbar. Hier lohnt es sich einen Vergleich bei mehreren Anwälten zu machen. Hier sind Tipps auch schwierig, da es immer auf die Komplexität ankommt.
Alle anderen Vergütungen findet ihr im RVG, dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz. Hier ist auch die Möglichkeit gegeben, dass ihr Pauschal oder nach Zeitvergütung zahlen könnt.
Bezahlt werden die Prüfung ( mit oder ohne Gutachten ) auf Erfolgsaussicht, Geschäftsgebühr, Schreiben jeglicher Art und Mitwirkung bei außergerichtlichen Einigungen. Kommt es zur Verhandlung geht es weiter mit Mahnbescheiden, Widersprüchen, Verfahrensgebühr, Termingebühren bei Verhandlungen, Vergleich usw.
Zwischenfrage: Schreckt diese Gebührenflut nicht ab und könnte es sein, dass Bauunternehmer das bewusst einsetzen?
Beispiel:
Wenn es um einen Streitwert von 10.000€ geht, belaufen sich die Kosten auf ca. 4300€, die die unterlegene Partei zu zahlen hat.
Geht es in die zweite Instanz, kommen weitere 4.800€ dazu. Der Verlieren zahlt damit 9.100€ für Gericht, seinen und den gegnerischen Anwalt. Kommen viele Schreiben und Gutachten dazu, wird es noch weit teurer. Teilweise müsst ihr mit 2 Gutachten rechnen, wenn die gegnerische Partei auch eines erstellen lässt.
Deshalb ist die Rechtsschutz beim Hausbau so wichtig.
Anhand des Beispiels seht ihr schon, dass einige Kosten auf den Verlieren zu kommen. Evtl. reicht schon der Abschreckungseffekt um ein Rechtsstreit zu vermeiden. Kommt es doch zu einem Rechtsstreit, übernimmt die Rechtsschutzversicherung die Kosten bis zu einem bestimmten Wert und erst darüber hinaus, zahlt ihr.
Welche Rechtsschutzversicherungen gibt es?
Mir ist aktuell nur die ÖRAG bekannt, die auch hinter den Rechtsschutzversichrungen der Sparkasse steckt. Zuerst dachte ich, als Bauherr hätte ich die Wahl, aber offensichtlich liegt es etwa anders.
Wer bekommt die Versicherung?
Nur mit einem Hausbau Kredit bei der Sparkasse, könnt ihr auch die Bauherren Rechtsschutzversicherung in Anspruch nehmen. Offensichtlich haben die das Exklusivrecht oder haben diesen Service zusammen mit der ÖRAG kreiert.
Wir kannten das Angebot nicht, aber haben mit der Sparkasse gebaut. Die hatten tatsächlich günstige Zinsen für ihr Leistungsangebot. Bedenkt, viele nehmen extra Zinsen für Sondertilgungen oder Reserveoptionen.
Was kostet sie?
Bei einer Laufzeit von 5 Jahren, kostet sie 200€ / Jahr. Also 1000€ auf die Vertragslaufzeit gesehen. Nehmt ihr diese in Anspruch, kommen weitere 250€ pro Rechtsfall hinzu. Das hört sich erst einmal viel an, aber ihr habt oben gesehen, was ein Rechtsstreit kostet. Mit nicht einmal 1% seid ihr zumindest bis 100.000€ versichert.
Allerdings könnte etwas Konkurrenz nicht schaden, dann wird es sicherlich günstiger.
Was wird im Streitfall gezahlt?
Im Prinzip ist es wie bei einer normalen Rechtsschutzversicherung. Es werden alle Kosten übernommen, aber nur bis 100.000€. Allerdings gilt das für jeden Rechtsstreit! Das heisst, Anwaltskosten, Gerichtskosten, Gutachter, Zeugen, Reisekosten und auch die Kosten der Gegenseite, wenn es nötig ist. Eine Selbstbeteiligung von 250€ ist pro Fall zu zahlen.
Was ist versichert?
Es gilt nur für private Bauherren in Deutschland ( auch wenn man rechtlich als Hausbauer ein Unternehmer ist ) und kann nicht auf Gewerbe angewandt werden. Häuser und Wohnungen bis maximal 4 Wohneinheiten. Auch Anbauten und Garagen gehören dazu. Ihr müsst diese Objekte nicht selbst nutzen.
Nachteil
Die Bauherren Rechtsschutzversicherung gibt es nur in Zusammenhang mit einem Sparkassen Baukredit. Stand 2016.
Fazit:
Eine Rechtsschutzversicherung für Bauherren ist eine sinnvolle Investition die nicht nur während der Bauzeit greift, sondern bis zu 5 Jahren. Damit deckt sie auch spätere Probleme ab. Viel wichtiger könnte die Abschreckungswirkung sein. Wo man sich sonst auf ein teures Spielchen mit Rechtsanwälten und Gerichten einlassen muss, kann man dem relativ gelassen entgegen sehen und vielleicht schreckt das schon genug ab. Die Baufirmen lassen es so vielleicht nicht auf einen Rechtsstreit ankommen und man findet eine andere Lösung.
Bis 100.000€ deckt zumindest mittlere Katastrophen ab und das gibt Sicherheit für den Bauherren. Solche Summen privat aufzubringen, ist einfach schwierig und selbst 10.000€ sind keine Kleinigkeit.
Das man diese Rechtsschutzversicherung für Bauherren nur bei der Sparkasse bekommt ist natürlich ein Nachteil, aber da wir gute Erfahrungen mit unserem Baukredit dort gemacht haben, ist die Option durchaus gut. Die wickeln auch die KfW ab und sind bei Fragen und Problemen vor Ort erreichbar.
Tipp
Last Updated on November 5, 2024 by Scope242